Der Rolandsbogen
Der Rolandsbogen ist der letzte Fensterbogen der Ruine einer mittelalterlichen Burg. Nach seinem Einsturz 1839 sah es der Romantiker Ferdinand Freiligrath als seine Pflicht an, das Erbe zu bewahren und rief zu Spenden auf, um den Bogen wieder aufzubauen. Der Blick reicht zum Siebengebirge mit dem Drachenfels und auf die Insel Nonnenwerth mit dem Kloster St. Clemens.
Das Lied vom Rolandsbogen
„Ich kam von fern gezogen zum Rhein, zum Rhein.
Beim Wirt zum Rolandsbogen da kehrt’ ich ein.
ich trank mit seiner Base auf du und du,
der Mond mit roter Nase sah zu, sah zu.
Der alte Sünder zeigte auf voll, auf voll,
mein junges Herz, es geigte in Dur und Moll.
Ich sah zwei Ringellöckchen, bomm, bomm, bomm, bomm,
die läuteten wie Glöckchen, komm, komm, komm!
Und Augen heiß wie Köhlchen von Erz, von Erz,
es hupfte in dem Bölchen mein Herz, mein Herz.
Die Welt, sie ridewanzte, jupp-hei, jupp-hei!
Der Rolandsbogen tanzte, duldei, duldei!
Die Maid zu meiner Linken goß ein, goß ein,
mir war’s als tät sie winken: bin dein, bin dein!
Das war ein selig Kosen zu zwein, zu zwein,
es schwammen rote Rosen im Wein, im Wein.
Sie küßte mich und lachte, ich trank und trank,
ein Miederstänglein krachte, ich sank und sank,
und als die Mondsilhouette verschwand, verschwand,
da lag die Maid im Bette und ich im Sand.
Drum kommst du, Knab’ gezogen zum Rhein, zum Rhein,
hüt’ dich vorm Rolandsbogen und seinem Wein.
Es lockt in jedem Glase, bomm, bomm, bomm, bomm,
das Glöckchenspiel der Base: komm, komm, komm.“
Burg Rolandseck
In seinem Beitrag zur Geschichte der Burg Rolandseck und des Rolandsbogens berichtet Heinrich Neu, dass Rolandseck ein Denkmal rheinischer Geschichte ist. Die Burg präsentierte sich seit Beginn des 12. Jahrhunderts als eine der Burgen, die die Ufer des Rheintals säumten. Der Platz, auf dem die Burg Rolandseck entstand, hat eine Geschichte, die nach vorhandenen Zeugnissen mit der Römerzeit beginnt. Auf der Höhe lag eine römische Siedlung, die mit ihren Überresten beim Bau des Hauses Sölling 1858 zutage trat.
Im Mittelalter soll ein Mann namens Roland Besitzer der Rheinhöhe und der Insel Nonnenwerth gewesen sein. Es will scheinen, dass er ein Grundherr in dieser Gegend war. Das Wort Rolandseck lässt die Vermutung zu, dass die vorhandene ältere Anlage wohl der Herrenhof des Rolands war.
Die Rolandsage
Die Rolandsage erzählt von der Heimkehr des Ritters Roland. Im Spanienfeldzug des Kaisers war er fälschlich für tot erklärt worden. Seine untröstliche Verlobte, Hildegunde, ging daraufhin in das Kloster Nonnenwerth. Als der Ritter nach Hause kommt, erfährt er von dem Schritt seiner Braut. Um ihr nahe zu sein, lässt er auf dem Felsen gegenüber der Insel die Burg bauen. Im Totenbuch des Klosters Rolandswerth und in der sogenannten Koelhoffschen Chronik der Stadt Köln findet sich die Nachricht, dass Erzbischof Friedrich l. (1100 bis 1131) die Burg Rolandseck erbaut hat. In der Folgezeit war die Burg jedoch über lange Zeit unbewohnbar. Die Wirren der damaligen Zeit taten hierzu einiges. Der Dekan Johann vom Münsterstift in Bonn machte die Burg 1326 wieder bewohnbar. Als Gegenleistung erhielt er die Burg von seinem Verwandten, Erzbischof Heinrich II, auf Lebenszeit übertragen. Nach dem Tod von Dekan Johann war die Burg Sitz verschiedener Erzbischöfe. 1468 diente sie als Gefängnis. Die Burg wurde schließlich ein Opfer des Burgundischen Krieges, der sich entwickelte, als die Stände des Erzstiftes Köln dem Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz auf Grund der Erblandesvereinigung den Gehorsam aufkündigten und 1473 den Domherrn Landgraf Hermann von Hessen zum Hauptmann, Beschirmer und Verweser des Erzstiftes wählten.
Ruprecht von der Pfalz verbündete sich 1474 mit dem mächtigen Herzog Karl dem Kühnen von Burgund. In den kriegerischen Auseinandersetzungen befehligte der Kurfürst Albrecht Achilles von Brandenburg Truppen des Kurfürsten, die gegen Ruprecht von der Pfalz bzw. gegen die Burgunder vorgingen. Er rückte von Andernach vor, um die Burg Rolandseck einzunehmen. Zur Sicherung des Heeres, das Linz belagerte, besetzten diese Truppen am 22. Februar 1475 die Insel bei Rolandswerth. Während dieser Operation muss die Burg Rolandseck zur Ruine geworden sein, wobei ein Teil der Burg niederbrannte.
Zum Steinbruch machte die Äbtissin Sybille Bielefeld von Nonnenwerth die alten Gemäuer der Burgruine in den Jahren 1619 bis 1622, nachdem wegen Hochwassers Schutzmaßnahmen zur Sicherung der Südspitze der Insel, die der Strömung ausgesetzt ist, notwendig geworden waren. 1670 berichtet Martin Henriquez von Strevesdorff in einer poetischen Beschreibung der Erzdiözese Köln, dass die Burg auf Rolandseck "schon längst zusammengefallen und durch alte Zeiten verkommen sei. Nur ein Stück Mauer stand noch da, ein letzter Bogen, durch den man auf den Rhein und Drachenfels blicken konnte".
Einsturz und Wiederaufbau des Rolandsbogens
Über dreieinhalb Jahrhunderte hielt der Bogen der Burgruine, inzwischen zu einem Begriff der Rheinromantik geworden, der Zeichner, Maler und Dichter inspirierte. Doch in der Winternacht vom 28. zum 29. Dezember 1839 beugte sich das altersschwache Gemäuer einem Sturm und stürzte ein.
Wenige Tage nach dem Einsturz des Bogens, es war der 6. Januar 1840, befand sich der im benachbarten Unkel wohnende Dichter Ferdinand Freiligrath auf der Rückfahrt aus seiner westfälischen Heimat. In Bad Godesberg hatte er eine Postkutsche nach Rolandseck genommen. Er blickte zum Wagenfenster hinaus und erstarrte. Er fand den Bogen nicht wieder an gewohnter Stelle. Freiligrath war bestürzt von der ihn überraschenden Situation. Spontan veröffentlichte er am 12. Januar 1840 in der Kölnischen Zeitung einen zwanzig Strophen umfassenden Spendenaufruf zum Wiederaufbau des Rolandsbogens, der einen nicht voraussehbaren Erfolg hatte. In den kommenden Wochen veröffentlichte die Expedition der Kölnischen Zeitung fast täglich die Spendeneingänge. Bis Februar waren bereits 392 Taler, 9 Silbergroschen und 6 Pfennige in den Wiederaufbaufonds geflossen.
Nur hatte der Dichter Freiligrath bei seiner Begeisterung über den durchschlagenden Erfolg der Spendenaktion übersehen, dass die Ruine und der Platz kein "Niemandsland", sondern Privatbesitz der Prinzessin Marianne von Preußen war. Freiligrath stellte seine Sammlung unverzüglich ein und trat in Verhandlungen mit der Prinzessin. Freiligrath hält fest, "dass die prinzliche Hoheit das Restaurationssümmchen jedenfalls selbst aus dem Ärmel geschüttelt haben, wenn ich Vagabund ihr nicht zuvorgekommen wäre". In einem Brief an seinen Verleger heißt es weiter: "Nun gilt es schnell sein und dem Frauenzimmer einen Fußfalltun. Sie muss einsehen, dass schöner ist, wenn das Volk den Bogen wieder aufbaut". Die Prinzessin willigte ein. Ihren eigenen für den Wiederaufbau des Rolandsbogens bereitgestellten Betrag - es waren 450 Taler - stiftete sie an den Schulfonds der unterhalb der Ruine gelegenen Gemeinde Rolandswerth.
Ein Denkmal für Freiligrath
Vor 150 Jahren sicherte der Dichter Ferdinand Freiligrath mit seinem Spendenaufruf den Wiederaufbau des Rolandsbogens. Auf Initiative von 22 Bürgern aus der Umgegend wurde ihm zu Ehren unterhalb des Rolandsbogens vor rund 75 Jahren ein Denkmal gesetzt. Die Grundsteinlegung fand am 17. Juni 1910 anläßlich des 100. Geburtstages des Dichters statt. Die Einweihung erfolgte am 17. Juni 1914. Die Büste wurde von dem englischen Bildhauer Siegfried M. Wiens, einem Enkel des Dichters, geschaffen. Die Kosten beliefen sich auf 33.000 Reichsmark.