Das ehemalige römische Kastell RIGOMAGVS ist Teil des UNESCO-Welterbes Niedergermanischer Limes
Der Niedergermanische Limes
In
Deutschland wird mit „Limes“ aus den Schulgeschichtsbüchern ein Bild
assoziiert, das eine fortlaufende Grenze mit Palisade bzw. Mauer, Wall und
Graben und Türmen zeigt. Dies gilt jedoch nur für den Obergermanisch-Rätischen
Limes.
„Limes“ bedeutet Grenze. Zwischen der Nordsee bei Katwijk und
dem Beginn des Obergermanisch-Rätischen Limes wurde die Grenzlinie durch den
Rhein gebildet. So wird dieser Niedergermanische Limes auch als „nasser Limes
bezeichnet.
Zur Überwachung dieser etwa 400 km langen Grenze zwischen dem Römischen Reich und dem „freien Germanien“ wurden bis zu vier Legionen in Nijmegen, Xanten, Neuss und Bonn stationiert. Ihre etwa gleichstarken Hilfstruppen waren auf etwa 30 kleinere Kastelle zwischen den Legionsstandorten verteilt. Je nach Zeitpunkt waren dort zwischen 20.000 und 42.000 Soldaten aus verschiedenen Teilen des Römischen Reiches. Hinzu kam noch der zivile Anhang der Soldaten, der vor den Legionslagern und Kastellen in einer Zivilsiedlung (vicus) angesiedelt wurde.
>>> zum Flyer "UNESCO-Welterbe Niedergermanischer Limes"
>>> zum Römer-Entdeckerbuch "Der Niedergermanische Limes im Rheinland" für Kinder
Das Kastell Remagen
Das
Kastell RIGOMAGVS wurde an einer Engstelle der Limesstraße entlang des Rheins
errichtet.
Die Präsenz des römischen Militärs geht hier bis in die Zeit des
Kaisers Augustus zurück (Periode 1). Sie ist durch Grabfunde und eine Palisade
belegt. In tiberisch-claudischer Zeit (zw. 14 und 54 n. Chr.) wird ein
Holz-Erde-Kastell mit umlaufendem Graben angelegt (Periode 2). Nach der
Zerstörung dieses Kastells im Bataveraufstand (69 n. Chr.) erfolgte ein
erweiterter Neubau (Periode 3) mit einer Umfassungsmauer aus Stein. Diese Mauer
wurde nach 270/275 zu einer Festungsmauer verstärkt (Periode 4).
Diese Mauer
wurde nicht nur in der Spätantike genutzt, sondern hatte Bestand bis zum Bau
der mittelalterlichen Stadtmauer. Teile haben sich bis heute in der Mauer um
den Kirchhof erhalten.
Die Zivilsiedlung (vicus) erstreckte sich großflächig nach Südosten und orientierte sich an der Straße, die von BONNA (Bonn) kommend um das Kastell herumgeführt wurde, um dann gradewegs in Richtung ANTUNNACVM (Andernach) zu verlaufen. Links dieser Straße befand sich in einiger Entfernung zum vicus das größte Gräberfeld. Gräber aus augusteischer Zeit wurden im Bereich des Annaklosters und 2017 beim Bau des Stadtpalais gefunden. Diese frühen Gräber wurden vom sich ausdehnenden vicus überlagert.
Die meisten Funde und Inschriften stammen aus Periode 3. So wissen wir, dass im Kastell eine cohors quingenaria equitata stationiert war, also eine Truppe mit einer Sollstärke von 480 Infanteristen und 120 Kavalleristen. Der Historiker Ammianus Marcellinus nahm im Jahr 356 n. Chr. am Feldzug des Kaisers Julian gegen die Germanen teil. In seinem Bericht wird das „Rigomagum oppidum“ genannt, das den Germaneneinfall von 355 n. Chr. unzerstört überstanden hatte. Somit wurde Remagen von einer zeitgenössischen antiken Quelle erwähnt.
Die Funde sind seit 1905 im RÖMISCHEN MUSEUM REMAGEN zu besichtigen. Seit 2011 liegt die Doktorarbeit von Sibylle Friedrich über das Kastell Rigomagus vor. Die Ausgrabungen im vicus sollen mit finanzieller Hilfe der Stadt Remagen auch im Rahmen einer Doktorarbeit untersucht werden.
Der Niedergermanische Limes ist UNESCO-Welterbe
Seit
1978 nimmt die UNESCO Stätten „von außergewöhnlichem universellem Wert“ in eine
Liste auf. Die Entscheidung über die Aufnahme wird vom „Komitee für das Erbe
der Welt“ nach einem festgelegten Antragsverfahren getroffen. 1987
wurde der Hadrianswall im Norden Englands, 2005 der Obergermanisch-Rätische
Limes, 2008 der Antoninuswall in Schottland zum UNESCO-Welterbe erklärt.
Daraus erwuchs das transnationale Projekt „Grenzen des Römischen Reiches / Frontiers of the Roman Empire“, dessen langfristiges Ziel es ist, die gesamte Grenze des Römischen Reiches nach und nach in das UNESCO-Welterbe aufzunehmen. In Europa ist die Grenze des Römischen Reiches das größte lineare Denkmal. Einen wesentlichen Teil dieser Grenze bildet der ca. 385 km lange Niedergermanische Limes. Nach jahrelangen Vorbereitungen durch die Niederlande, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz wurde der Antrag auf Anerkennung am 9. Januar 2020 von den Niederlanden bei der UNESCO in Paris eingereicht. Er umfasst vier Bände mit über tausend Seiten, ist auf Englisch verfasst und listet mehr als 120 Denkmäler an insgesamt 44 Standorten auf. Neben den Legionslagern und Kastellen sind auch temporäre Lager und andere militärische Einrichtungen unter Schutz gestellt worden.
Das UNESCO-Welterbekomitee hat am 27. Juli 2021 den Niedergermanischen Limes in die Liste der Weltkulturerbestätten aufgenommen.
>>> zum Text- und Videobeitrag der Deutschen UNESCO-Kommission: "Niedergermanischer Limes: nasse Grenze von Rheinland-Pfalz bis zur Nordsee"
Seit kurzem ist die Stadt Remagen Mitglied im "Deutsche Limes-Straße e.V.", der sich um die touristische Erschließung und Vermittlung des Limes kümmert. Die Limes-Straße, die sich zwischenzeitlich zu einer der erfolgreichsten
Ferienstraßen Deutschlands entwickelt hat, führt von der niederländischen Grenze durch Nordrhein-Westfalen kommend über Remagen durch Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg
und Bayern bis Passau an der Donau.
>>> zur Übersichtskarte Deutsche Limes-Straße
RIGOMAGVS-Fest am 07. und 08. Mai 2022
Im Rahmen des RIGOMAGVS-Festes, das die Stadt Remagen in Kooperation mit der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) am 07. und 08. Mai 2022 gefeiert hat, wurde die Welterbe-Urkunde offiziell an die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer und den Bürgermeister der Stadt Remagen, Björn Ingendahl, überreicht. Besucherinnen und Besucher des RIGOMAGVS-Festes konnten an zwei Tagen ein vielfältiges und spannendes Programm rund um das Leben in einem römischen Kastell, so wie es in Remagen über mehrere Jahrhunderte existierte, erleben. Eine große Zahl antiker Gruppen und Einzeldarsteller repräsentierten das römische Militär- und Zivilleben des 1. bis 4. Jahrhunderts n. Chr. Zusätzlich gab es Mitmachangebote für die ganze Familie sowie verschiedene Vermittlungs- und Informationsstände und einen verkaufsoffenen Sonntag des Einzelhandels in der unmittelbar benachbarten Remagener Innenstadt.
Ansprechpartner
Stadtverwaltung Remagen
Stadtmarketing, Tourismus und Kultur Marc Bors
02642 20154
m.bors@remagen.de |
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland Pfalz
Außenstelle Koblenz - Direktion Landesarchäologie Dr. Jennifer Schamper
0261 66753022
jennifer.schamper@gdke.rlp.de |