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2000 Jahre Remagen

von Kurt Kleemann

Die Entwicklung

Viele der Entwicklungen, die Remagen im Lauf der Zeit geprägt haben, lassen sich nicht mit einer konkreten Jahreszahl fassen. So verhält es sich auch mit den Anfängen der Siedlung. Bei Ausgrabungen auf dem Gelände der Fachhochschule konnten im Frühjahr 2018 Reste eines keltischen Bauernhofes aus der Zeit um 500 vor Christus geborgen werden. Schon lange war bekannt, dass Remagen in die römische Epoche zu datieren ist. Im Jahre 1900 wurden bei den Ausschachtungsarbeiten für den Erweiterungsbau der Pfarrkirche St. Peter und Paul die Reste einer Palisade gefunden.

Damals nahm man an, Drusus habe hier während seiner Germanenfeldzüge (12-9 vor Chr.) ein Kastell anlegen lassen. So wurden eine Straße und ein Platz nach dem Stiefsohn des Augustus benannt. Die Datierung des Kastells musste bald geändert werden und es ist bis heute nicht geklärt, wann zuerst eine 600 Mann starke Hilfstruppe stationiert wurde. Nachgewiesen ist, dass die Palisade zwischen 6 vor Chr. und 6 nach Chr. errichtet wurde. Nach neuester Einschätzung war sie Teil einer römischen Militäreinrichtung. So blickte Remagen im Jahre 2001 auf 2000 Jahre seiner Geschichte zurück.



Rigomagus

Rigomagus

Der Name Rigomagus ist keltischen Ursprungs und wurde im Bericht des römischen Historikers Ammianus Marcellinus über den Germanenfeldzug des Kaisers Julian im Jahre 356 erstmals erwähnt. Zu diesem Zeitpunkt war das Kastell schon mit einer Festungsmauer umgeben, deren Kern am Deichweg und auf dem Parkplatz hinter dem Rathaus sichtbar erhalten ist. Zahlreiche Funde aus der römischen Kaserne, der Siedlung vor ihren Toren und den Gräberfeldern sind im RÖMISCHEN MUSEUM REMAGEN zu besichtigen. 1905 wurde eine Kapelle des 15./16. Jahrhunderts zum Museum ausgebaut. Dabei wurden die Reste eines Säulenganges gefunden und erhalten, die zum Eingangsbereich des Stabsgebäudes des römischen Kastells gehörten.



Römischer Truppenstandort

Auch das Ende des römischen Truppenstandorts am Ende des 4. oder am Anfang des 5. Jahrhunderts ist nicht bekannt. Ein Teil der romanischen Bevölkerung verblieb im Mauerring. Im 5./6. Jahrhundert ist ein Kirchenbau nachgewiesen, auf die möglicherweise die Pfarrkirche mit ihrem sehr alten Patrozinium St. Peter und Paul zurückgeht.

2000 Jahre Apollinariskirche

Wallfahrtskirche

Fränkische Siedler

Vor den Mauern ließen sich fränkische Siedler nieder. Sie legten ihren Friedhof am Fuße des heutigen Apollinarisberges an. Auf dem Berg wurde eine dem fränkischen Nationalheiligen Martin von Tours geweihte Kapelle errichtet. 1110/1117 siedelten die Einwohner von Remagen dort mit Hilfe des Erzbischofs Friedrich von Köln Mönche aus dem Kloster Siegburg an. Nachdem diese Propstei mit Reliquien des heiligen Apollinaris ausgestattet worden war, entwickelte sich ab dem 14. Jahrhundert eine Wallfahrt auf den bald danach so genannten Apollinarisberg.

1803 wurde das Kloster aufgelöst, nachdem die Mönche die Reliquien schon zuvor vor den anrückenden Truppen des französischen Revolutionsheeres in Sicherheit gebracht hatten. Das Klostergut wurde verkauft und gelangte in den Besitz des Grafen Egon von Fürstenberg-Stammheim, der die romanische Kirche 1838 wegen Baufälligkeit abreißen ließ. An ihrer Stelle wurde durch den Kölner Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner ein Neubau errichtet, der 1843-1852 von Malern der Düsseldorfer Nazarenerschule mit Fresken ausgemalt wurde. 1857 wurde das Franziskanerkloster auf dem Apollinarisberg gegründet.



Insel „Nonnenwerth“ & Burg Rolandseck

Erzbischof Friedrich gründete 1126 auf einer Insel im Rhein, gegenüber der Burg Rolandseck, die er einige Jahre zuvor hatte errichten lassen, ein Nonnenkloster. Nach einem Brand wurden die Gebäude 1773-75 neu errichtet. Erst im 19. Jahrhundert erhielt die "Liebfraueninsel" den Namen "Nonnenwerth". 1854 gründeten Franziskanerinnen erneut ein Kloster dort und bauten eine Schule mit Internat auf. Die Burg Rolandseck wurde im 17. Jahrhundert zerstört. Der letzte Fensterbogen der Ruine stürzte 1839 ein. Auf Initiative des Dichters Ferdinand Freiligrath wurde der "Rolandsbogen" 1840 wieder aufgerichtet.

2000 Jahre Insel Nonnenwerth

Insel Nonnenwerth

Erste urkundliche Nennung

urkundlicheNennung Urkundlich wird Remagen erstmals 755 genannt. Odilbert schenkte der Abtei Stablo einen Wingert „in castro Rigomo“. Über mehrere Jahrhunderte hinweg sind solche Schenkungen von Bauernhöfen, Äckern, Weingärten, Wäldern oder den Einkünften daraus die einzigen Nachrichten über Remagen bis zu den schon genannten Urkunden von 1110/17 und 1221, in denen Remagener als selbstbewusst handelnde Bürger auftreten. Doch die Entwicklung zu einer "freien Stadt" wurde unterbrochen. 1198 wurde Remagen während der Streitigkeiten um das Königtum niedergebrannt. Erst 1246 konnte der durch den Pfarrer Richard veranlasste Neubau von St. Peter und Paul geweiht werden. 1248 wurde Remagen von König Wilhelm von Holland vollständig an den Grafen Adolf von Berg verpfändet. 1357 gestattete Kaiser Karl IV. dem Grafen von Berg, das ausdrücklich als "Dorf" bezeichnete Remagen mit einer Mauer zu befestigen. Bis 1794 blieb Remagen eine kleine Stadt, deren Landesherr zuletzt der Herzog von Jülich war. Neben den jährlich gewählten Bürgermeistern bestimmten Amtmänner und Vögte des Herzogs die Geschicke der Stadt.



Einführung der Reformation & Einmarsch französischer Truppen

Ein wichtiger Schritt war die Einführung der Reformation in Oberwinter 1549. Von katholischen Landesherren wurden die kleinen reformierten Gemeinden in Oberwinter und Remagen geduldet. Juden sind ab 1250 als Einwohner bezeugt. In späteren Berichten wird das gute Einvernehmen der Konfessionen betont. In zahlreichen Kriegen wurden Remagen und die umliegenden Orte mehrfach zerstört oder in Mitleidenschaft gezogen. 1666 wütete die Pest und tötete fast die Hälfte der Einwohner. Die wirtschaftlichen Folgen dieser Kriege wurden erst im 18. Jahrhundert überwunden.

Ein weiterer Einschnitt kam im September 1794 mit dem Einmarsch französischer Revolutionstruppen. Remagen wurde französische "Mairie", der die Orte Bodendorf, Oedingen und Rolandswerth zugeschlagen wurden. Diese Zuordnung wurde nach 1815 beibehalten, als die Rheinlande preußisch wurden.



Wirtschaftsentwicklung & die beiden Weltkriege

Die wirtschaftliche Entwicklung des 19. Jahrhunderts sprengte die mittelalterlichen Stadtmauern. Das Dampfschiff veränderte zunächst das Transportwesen. 1858/59 erreichte die rheinische Eisenbahn Remagen und verband es mit Bonn, Köln und Koblenz; 1880 folgte die Ahrtalbahn. Der Rhein wurde von Touristen entdeckt. Nicht zuletzt die neue Apollinariskirche lockte Besucher nach Remagen. Hotels der gehobenen Klasse wie das "König von Preußen" und das "Fürstenberg" der Familie Caracciola veränderten die Rheinfront, die zu einer Promenade ausgebaut wurde. Reiche Unternehmer bauten mit Humboldtstein, Marienfels, Calmuth, Herresberg und Ernich herrschaftliche Wohnsitze in bevorzugter Lage über dem Rhein.

Dieser Entwicklung setzte der 1. Weltkrieg und die nachfolgende Besatzungszeit ein Ende. Fast gleichzeitig wurde der Weinbau, der über mehr als ein Jahrtausend die Wirtschaft bestimmt hatte, innerhalb von wenigen Jahren ein Opfer von Schädlingen und dem wirtschaftlichen Wandel.

Am Ende des 2. Weltkrieges wurde Remagen durch Bomben schwer getroffen. Der unerwartete Rheinübergang von US-Truppen am 7. März 1945, der die "Brücke von Remagen" weltberühmt machte, hat die Stadt vor noch schlimmeren Schäden bewahrt. Ein riesiges Kriegsgefangenenlager der US-Army verwandelte im Frühjahr 1945 die "Goldene Meile" in ein Feld des Leidens, das bei Vielen auch Jahrzehnte später noch schmerzliche Erinnerungen weckt.



Gründung der Bundesrepublik Deutschland und Bevölkerungsentwicklung

Nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 brachte die Nähe zum Regierungssitz Bonn zunächst eher Nachteile für Remagen, wurden doch zahlreiche Hotels und Gebäude für die Zwecke des französischen Hohen Kommissars André François-Ponçet in Beschlag genommen. Mit einer großzügigen Stiftung hat François-Ponçet aber auch zum Wiederaufbau und zur Verschönerung der Stadt beigetragen. Haus Ernich war 1955-1999 Residenz der Botschafter der Französischen Republik.

Die Aufnahme von mehr als 600 Flüchtlingen aus dem Osten und die Nähe zu Bonn ließ die Einwohnerzahlen von Stadt und Amt Remagen rasch steigen: Seit 1939 hat sie sich verdoppelt, seit 1815 verfünffacht. Heute (Stand 30.06.2020) hat die Stadt Remagen insgesamt 18.408 Einwohner, von denen 7.911 in Remagen selbst wohnen. Dieser Anstieg erforderte viele Infrastrukturmaßnahmen. Wohn- und Gewerbegebiete, Straßen, Fußgängerzonen, Kindergärten, Schulen, Sportstätten, Schwimmbad sowie mehrere Neu- und Umbauten des Krankenhauses haben das Stadtbild in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Bei der Kommunalreform 1969 schlossen sich die zuvor selbstständigen Gemeinden Oberwinter, Oedingen, Remagen, Rolandswerth und Unkelbach zur neuen "Stadt Remagen" zusammen, während Bodendorf ausschied.



Regierungsumzug & Ausgleichsmaßnahme

Der Umzug von Regierung und Parlament von Bonn nach Berlin hat Remagen stark getroffen. Als Ausgleichsmaßnahme wurde der RheinAhrCampus der Fachhochschule Koblenz errichtet. Sie bestimmt seit 20 Jahren die Entwicklung zwischen den Ortsteilen Remagen und Kripp und hat schon viele junge Menschen in die alte "Römerstadt" gezogen. Als weitere Ausgleichsmaßnahme entstand der Neubau des Arp Museums in Rolandseck, der mit seinen Ausstellungen seit 2007 zahlreiche Kunstinteressierte anzieht.


UNESCO-Welterbe

Im Rahmen des Projektes „Frontiers of the Roman Empire - Grenzen des Römischen Reiches“ wurde die „Römerstadt“, wie Remagen seit mehr als hundert Jahren genannt wird, am 31. Juli 2021 zusammen mit 43 weiteren Orten entlang des Niedergermanischen Limes in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. 


English version

Version française

(von Kurt Kleemann)

58-51 v. Chr.
Caesar erobert Gallien bis zum Rhein
39/38 v. Chr.
Gründung des Oppidum Ubiorum (Köln)
 12-9 v. Chr. Germanenfeldzüge des Drusus, Anlage von Militärlagern
8 v. Chr. Umsiedlung der germanischen Sugambrer ins linksrheinische Gebiet
6 v./6 n. Chr. In Remagen wird eine Holzpalisade errichtet
9 n. Chr.
Niederlage des Varus im Teutoburger Wald
11/12
Tiberius baut Militärlager am Rhein aus
15/16
Erfolglose Feldzüge des Germanicus - Rhein wird zur Grenze
um 30 Die legio I (Germanica) wird nach Bonna verlegt und baut das Legionslager
43 Eroberung Britanniens, Umstrukturierung der Truppen am Rhein durch Kaiser Claudius. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde in Remagen ein Hilfstruppenkastell angelegt
um 50
Grabstein des Dasmenus (Soldat der VIII Breukerkohorte, wohl in Remagen stationiert)
69/70
Im "Bataveraufstand" werden Kastell und Vicus zerstört. In Spanien wird die cohors I Flavia Hispanorum aufgestellt
nach 70 Die cohors II Varcianorum equitata civium Romanorum oder die cohors I Latobicorum et Varcianorum baut das Kastell wieder auf 
um 83/85 Anfänge des obergermanischen Limes 
98-114 Vor 114 werden zwei Inschriften zu Ehren Kaiser Trajans (98-117) an Bauwerken in Remagen angebracht 
nach 110 Möglicherweise unter Kaiser Hadrian (117-138) cohors I Flavia Hispanorum nach Remagen verlegt 
140/145
Unter Kaiser Antoninus Pius (138-161) unterhalb von Remagen Meilenstein an der Straße nach Köln 
um 140/150
Terra-sigillata-Manufaktur Sinzig
151/161 Der Benefiziarier Titus Flavius Stilo weiht dem Rheinstrom und dem Genius loci einen Altar
162
Meilenstein für Marc Aurel und Lucius Verus 
161/165? Vier Soldaten der legio XXX weihen in Remagen mehreren Göttern einen Altar (evtl. erst Ende 2./ Anfang 3. Jh.) 
190 Weihestein für Rhenus und den Genius Loci (verschollen) 
195 (o. 158) Altar gestiftet vom Präfekten der cohors I Flavia 
2. Hälfte 2.Jh. Grabstein des Marcus Cassius Verecundus, Veteran der cohors I Hispanorum
205 Die Gattin des Firmus, Präfekt der cohors I Flavia, weiht einen Altar 
218 Altar nach dem Testament des Trompeters Gaius Iulius Piso geweiht - Bauinschrift aus Anlaß der Reparatur einer Sonnenuhr durch den Präfekten der cohors I Flavia, Petronius Athenodorus 
242 Der Benefiziarier Marcus Superinus Felix weiht dem Gott Silvanus einen Altar 
241/244 Der Präfekt der cohors I Flavia, Iulius Mercurialis, widmet Kaiser Gordian III. und dessen Gemahlin Sabinia eine Ehreninschrift 
244/249 Der Präfekt (oder sein Stallmeister?) der cohors I Flavia Philippiana weiht verschiedenen Göttern einen Altar 
250 Arcias Marinus, Priester des Jupiter Dolichenus, schenkt den Reitern der cohors I Flavia einen Altar 
um 260 Fall des obergermanischen Limes 
259-273 Gallisches Sonderreich mit Hauptstadt Köln
um 274/275 Germaneneinfälle am Rhein - "Münzschatz" von Remagen
356 Im Bericht des Historikers Ammianus Marcellinus über die Rückeroberung der niedergermanischen Provinz durch Kaiser Julian wird das "Rigomagum oppidum" als unzerstört erwähnt 
364/375 Münzen der Kaiser Valens und Valentinian I. beschließen die Reihe der in Remagen bislang gefundenen römischen Münzen 
um/nach 450 Christlicher Grabstein der Meteriola - Fragment einer Chorschranke aus einer Kirche
6.-8. Jh. Fränkische Gräber 
6. Jh. Christliche Grabinschrift des Felix unter Verwendung des von Marcus Superinus Felix im Jahre 242 geweihten Altars 
7. Jh. Der "Geographus Ravennas" führt "Rigomagus" in seiner Weltbeschreibung auf 
7./8. Jh.
Christlicher Grabstein des Knaben Deudolfus
755 Januar 6
Odilbertus schenkt dem Kloster Stablo einen Weinberg "in castro Rigomo super fluvio Burdist"

Infobox_Weitere_Auskuenfte

Ansprechpartner

Stadt Remagen

Fachbereich 1 - Zentral- und Finanzverwaltung

Zentralverwaltung

02642 2010

stadtverwaltung@remagen.de

Bachstraße 2, 53424 Remagen


Wappen der Stadt Remagen

WappenRemagen



Wappenbeschreibung
In Rot über einem von einer silbernen Säule getragenen gezinnten silbernen Doppelbogen eine silberne Burg mit einem breiten runden Kuppelturm mit grüner Kuppel zwischen zwei übereckstehenden silbernen Zinnetürmen, im Bogen ein linkshin springender, gekrönter, goldener Wolf.

Wappenerklärung
Das Wappen wurde aus dem "Großen Stadtsiegel" von 1221 entwickelt. Die Deutung des Remagener Siegels ist nur zu einem Teil sicher. Während Zinnen und Türme zweifellos als Hinweis auf die Stadtrechte zu verstehen sind, gibt der gekrönte Wolf vor der Doppelarkade Rätsel auf. Lediglich die Krone ist ein eindeutiges Symbol, das nur auf den König bzw. das Reich hinweisen kann.